Natürlich gesund mit SPAGYRIK - Teil 4

Unser Experte aus Friedrichshafen stellt seine spagyrischen Essenzen vor.
„In dieser Ausgabe möchte ich Dich, werter Leser, herausnehmen aus Deinem stressigen Alltag und Dir den Blick schärfen für die natürlichen Biorhythmen, die Du mit etwas Übung aus den Sternen und den spagyrischen Gesetzmäßigkeiten gut wirst erkennen können. Und das, mein Freund, ist gelebte Spagyrik!“

Die Natur macht es uns jedes Jahr wieder erneut vor: Auf das Aufkeimen, Aufblühen und Reifen folgt mit unbeirrlicher Regelmäßigkeit das „Dahinsterben“, die Zersetzung, das Auflösen und Vergehen. Somit zeigen uns die natürlichen Gesetze ganz offensichtlich die Vergänglichkeit des Außen, d.h. des Raumes um uns herum, damit wir unsere Aufmerksamkeit, unsere Sinne verstärkt nach Innen richten, meditieren und in Ruhe Lösungen für vorhandene, oft quälende Konflikte finden können. „Nur wer sich diesem Übergang in eine andere Weite öffnet, das Außen in das Innen integriert, wird erkennen, daß es keinen Unterschied gibt zwischen Leben und Tod. Die Ewigkeit ist jetzt!“ war eines der großen, gut behüteten Geheimnisse der alten Meister und gleichsam eine Form der Einweihung, die ihre Schüler selbst nachvollziehen mußten, um Erleuchtung zu erfahren.

Chronos

Woraus zogen die altehrwürdigen Gelehrten nun ihre Weisheit? Aus der gewissenhaften Beobachtung der natürlichen Vorgänge, die sie auch in ihren alchemistischen Herstellungsprozess miteinbezogen: So entspricht das Zerkleinern, Angären, Destillieren und Veraschen der Heilpflanzen letztendlich Vorgängen in der Natur, die der Reinigung und Veredelung der Pflanze dienen. Das Schlechte z.B. Giftstoffe, allergieauslösende Inhaltsstoffe, wird vom Guten, also den heilenden Bestandteilen, getrennt. Als Ergebnis erhält man über die „chymische Hochzeit“, will heißen verschiedene Transformationsprozesse auf den unterschiedlichen Ebenen der Pflanze (Sal, Sulfur, Mercurius) die Quinta Essentia, die Heilessenz, die wie ein Phoenix der Asche entsteigt und alle Heilkräfte und Heilebenen der Pflanze enthält.

Saturn - unbeliebt aber essentiell wichtig

Bestimmender Stern für die Abbauvorgänge in der Natur und auch beim Menschen als Teil der Natur ist der Saturn, der „Hüter der Schwelle“, oft als alter, gebrechlicher Greis oder Sensenmann dargestellt. Er wird auch Herrscher über die Zeit genannt und setzt uns Menschen Begrenzungen, an denen wir scheitern oder wachsen können.
Anstatt des Mondes, der am Übergang vom Jenseits ins Diesseits steht, bedeutet Saturn alles Harte, Mineralische, die Reduktion, die Alterungsprozesse und chronischen Leiden im Menschen, das Ende, also den Übergang vom Diesseits ins Jenseits.

Signatur im Pflanzenreich

Hirtentäschel

Blicken wir uns um in der Pflanzenwelt, so erkennen wir gemäß der Signaturenlehre Eigenschaften und Merkmale, die vom äußeren Erscheinungsbild (Farbe/Form) auf das Innere (Wesen/Wirkung) schließen lassen. Typische Saturnpflanzen haben demzufolge einfache, klare Strukturen, sind schmucklos, spröde, trocken, robust, ausdauernd, reich an Mineralien und überwiegend von dunkler Farbe. Im menschlichen Körper entspricht die Saturn-Kraft dem Rückgrat, den Knochen, Knorpeln, Zähnen, Haaren und hat ihren Sitz in der Milz.
Auch die immergrünen Pflanzen unserer Heimat (Eibe, Mistel, abendländischer Lebensbaum, alle Nadelbäume), Pflanzen mit Merkur-und Saturn-Signaturen (blauer Eisenhut, Beinwell, Wegwarte, schwarze Nieswurz) und Pflanzen mit dunkellila bis schwarzen Früchten (Holunder, Tollkirsche, Taigawurzel) gehören in das Reich von Saturn.

Saturnische Erkrankungen

Gemäß des spagyrisch/homöopathischen Prinzips „Similia similibus curentur“ kommen die Saturn-Pflanzen bei folgenden Erkrankungen zum Einsatz:
Gelenkerkrankungen wie Arthrose/Arthritis lassen sich aufgrund meiner zahlreichen Erfahrungen sehr gut mit dem Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense), dem Beinwell (Symphytum officinale), der Weinraute (Ruta graveolens) und der Alraune (Mandragora officinarum) behandeln; Schachtelhalm entgiftet und stabilisiert das Bindegewebe, Beinwell fördert die Neubildung von Knorpelmaterial, wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd, die Weinraute heilungsfördernd auf Muskeln, Sehnen und Bänder, und die Alraune muskelentspannend und entkrampfend.
Erkrankungen der Milz und des Blutes sprechen sehr gut auf das Hirtentäschel (Thlapsi bursa pastoris), den weißen Germer (Veratrum album), den Wermut (Artemisia absinthium) und auf das Tausendgüldenkraut (Erythrea centaurium) an – u.a. wegen der in ihnen enthaltenen Bitter- und Gerbstoffe, die den pathogenen Keimen die Lebensgrundlagen entziehen, deren „Verdauung“ durchs Immunsystem anfeuern und im allgemeinen unsere Körpersäfte regulieren.

Auf der seelisch-geistigen Ebene zeigen sich Erkrankungen mit Saturn-Einfluß meist als geistige Lähmung, Pessimismus, Verhärtung, Vereinsamung oder Todessehnsucht. Auch hier können Saturn-Pflanzen wieder neue Kraft und Hoffnung schöpfen lassen (schwarze Nieswurz = Helleborus niger), die innere Erstarrung zum Lösen bringen (gefleckter Schierling = Conium maculatum) und mitunter auch wieder neuen Lebensmut und wichtige Orientierung (Wegwarte = Cichorium intybus) geben.

Christrose



Insgesamt betrachtet, zeigt sich uns Saturn somit als ein gestrenger Lehrmeister, der uns selbst in der größten Verzweiflung zu Halt und Einsicht verhilft und uns insbesondere durch seine immergrünen Pflanzen veranschaulichen möchte, daß nach dem Ersterben der Natur immer wieder ein Neubeginn und Neuerwachen stattfindet, an dem auch wir Menschen als unvergänglicher Bestandteil der Ewigkeit teilhaben dürfen.

Spagyrische Mischung bei grippalen Infekten
Die Jahreszeit des Saturns, die Winterzeit, bringt jede Menge an Erkältungen und grippalen Infekten mit sich. Hier haben sich insbesondere meine selbstenwickelten spagyrischen Mischungen mit folgenden „Zutaten“ bewährt:
Aconitum napellus, der blaue Sturmhut, alarmiert das Immunsystem und lindert heftige, akute, „hineinfahrende“ Schmerzen rasch und effektiv
Atropa Belladonna, die Tollkirsche, nimmt die Hitze aus dem Gewebe, wirkt fiebersenkend, tonisiert die Gefäße und wirkt abschwellend und krampflösend
Eleutherococcus senticosus, die sibirische Taigawurzel, hat regulierende Eigenschaften aufs Immunsystem, verbessert dessen Reaktionsfähigkeit und die Aufnahmebereitschaft der Körperzellen hinsichtlich von Sauerstoff
Sambucus nigra, der schwarze Holunder, wirkt immunstimulierend, schweißtreibend und entzündungshemmend

abendl. Lebensbaum

Thuja occidentalis, der abendländische Lebensbaum, kurbelt mit seinen exsudativen, entgiftenden und antiviralen Eigenschaften das Lymphsystem an, bringt es wieder besser in den Fluß und beschleunigt somit auch die Ausleitung von schädlichem Material wie z.B. von Viren

Literatur:
Die Sprache der Pflanzenwelt, Svenja Zuther, AT Verlag
Die Kräuterkunde des Paracelsus, Olaf Rippe und Margret Madejsky, AT Verlag
Bildnachweis:
Mit freundlicher Genehmigung der Staufen-Pharma Göppingen und © bei HP Gerald Bauer, Schmiedstr. 2, 82054 Sauerlach

(erschienen in der SALVE Winterausgabe 15/16)
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